Dämmisol bei Wandelism ©AusserGewöhnlich Berlin
Was verkauft ihr eigentlich?
Wir verkaufen jedes Jahr 2,5 Millionen Quadratmeter Gipskarton-Bauplatten, 5000 Kilometer Metallprofile und einmal den Flughafen Tegel ausgefüllt mit Dämmwolle.
Und dann sind da noch chemische Baustoffe, Putze, Werkzeuge und alles, was dazugehört.
Wir haben auch Schrauben. Viele Schrauben. Wir verkaufen sie aber nur in tausender Paketen. Falls nur eine Schraube locker sein sollte, können wir nicht helfen. Aber wir können tausend Schrauben liefern.
Dämmisol Baustoffe ©AusserGewöhnlich Berlin
Was ist dein Lieblingsprodukt?
Fischknochen-Leim und Pferdehaare.
Was macht man damit?
Stuckateurarbeiten. Damit kann man traditionell Formen ausformen und Stuck designen. Es ist leider ein sehr aussterbender Beruf. Vor 20 Jahren wurden in Berlin am Lehrbauhof in Lichterfelde fast 200 Stuckateure ausgebildet. Jetzt sind noch 10 in einem Lehrjahr, wobei der Beruf mit dem/der Trockenbauer(in) kombiniert wurde.
Wo wird das ganze Zeug, dass ihr verkauft, produziert?
Alle Baustoffproduzenten haben mittlerweile ihre Werke im Umland von Berlin. Wir haben relativ kurze Transportwege.
Dämmisol gibt es aber nur in Berlin?
Dämmisol hat drei Niederlassungen in Berlin. Aber wir gehören zu einer großen französischen Gruppe, der Compagnie de Saint-Gobain.
Saint-Gobain ist der größte Baustoffhändler in Deutschland mit 240 Niederlassungen in verschiedene Marken.
Bauen in Berlin: das Techeles ©AusserGewöhnlich Berlin
Wie hat sich der Baustoffhandel in Berlin entwickelt?
Explosionsartig, denn es gibt zehnmal so viele Wettbewerber, wie noch vor 20 Jahren. Es gibt unfassbar viele Bauprojekte, mit denen keiner mehr gerechnet hatte.
Der Handel selber ist nach wie vor eines der Oldschool-Geschäftsmodelle, weil wir teilweise Geschäfte noch mit Handschlag machen. Das hat sich gefühlt nicht wesentlich geändert.
Die Oberbaumbrücke ©AusserGewöhnlich Berlin
Wart ihr schon immer auf diesem Gelände?
Wir haben hier in der Köpenicker Straße gesessen und mit einer kleinen Halle angefangen. Und am Ende der Straße verlief die Mauer. Von unserem Gelände konnten wir zur einen Seite direkt auf den Grenzstreifen schauen. Zur anderen Seite befand sich die Spree – sozusagen die hinterletzte Ecke von Kreuzberg SO36.
Unsere erste Halle war ein altes Lager für Berliner Senatsreserven.
Der Berliner Senat hatte damals aus Angst vor einer Belagerung durch die Russen und die ostdeutsche Volksarmee, Reserven eingelagert wie Kohle, Kaffee, Lebensmittel. Die lagen in diesen Hallen und sind nach und nach abgeräumt worden. Jede Halle, die frei wurde, haben wir dann übernommen.
2008 sind wir von dem Gelände auf die andere Spreeseite nach Friedrichshain gezogen, ca. 800m Luftlinie entfernt. Man könnte meinen, dass es nicht so schlimm sei, aber für die Mitarbeiter und Kunden war es ein Kulturschock.
Aber wir haben auf den Weg dorthin rund 500 Kunden verloren.
Die Berliner Mauer ©AusserGewöhnlich Berlin
Warum? Der neue Standort ist nicht mehr als 1,2 km vom alten entfernt?
Wir haben viele Kreuzberger Unternehmer und die gehen nicht über die Spree. Die sind dann vorrübergehend woanders hingegangen.
Viele Kunden haben aber auch mit dem Umzug gehadert, weil sie der Meinung waren, dass es uns zu gut ginge, da wir alles neu bauen. Sie fanden den alten Platz in Ordnung und haben den Umzug nicht verstanden.
Das, was wir dort hatten, war aber überhaupt nicht in Ordnung. Es war teilweise einsturzgefährdet und asbestverseucht.
Also haben wir auf der anderen Spreeseite neu gebaut. Hier haben wir eine große und hohe Lagerhalle, einen übersichtlichen Außenbereich und unser ideal konzipiertes Verkaufsgebäude.
Und das habt ihr geplant?
Genau, das haben wir geplant und in die Realität umgesetzt.
Wir haben das 25.000 m² große Grundstück gekauft. Es ist ein ehemaliges Bahngelände. Dann haben wir das Grundstück an eine Entwicklungsgesellschaft weitergegeben und denen gesagt, was wir haben möchten und es erst einmal für 16 Jahre angemietet. Der Standort ist so gut, dass wir vorhaben ihn in den nächsten Jahren zurückzukaufen.
Carsten Schöneich, Geschäftsführer von Dämmisol ©AusserGewöhnlich Berlin
Was ist das Schönste an deinem Job?
Das Schönste an meinem Job ist, dass du jeden Tag die unterschiedlichsten Menschen triffst. Vom Großunternehmer im Anzug bis hin zum Polier und Vorarbeiter – sagen wir es vorsichtig – in stark genutzter Arbeitskleidung.
Braucht ihr noch Leute?
Wir suchen Groß- und Außenhandelskaufleute, die Spaß am Umgang mit Menschen und Lust am aufbauen von Berlin haben. Und auch immer Lagerfachkräfte, Leute die freundlich und umgänglich sind, das am besten in mehreren Sprachen, und gut mit dem Gabelstapler fahren können.
Vielen Dank für das Interview.